Achillodynie - Wenn die Achillessehne schmerzt
Schon in der griechischen Mythologie war die Achillesverse des Sagenhelden Achilleus eine verwundbare Körperstelle. Auch bei vielen, sportlich aktiven Menschen ist die Achillessehne ein empfindlicher Schwachpunkt. Anhaltende, belastungsabhängige Beschwerden und Schmerzen im Bereich der unteren Wade sowie der Achillessehne werden als Achillodynie bezeichnet. Sie gehört zu den häufigsten Sportverletzungen. Vielfach sind professionelle Athleten sowie Amateur- und Freizeitsportler betroffen, die regelmässig Sportarten mit grossen Lauf- und Sprunganteilen ausüben. Doch auch Menschen mit Übergewicht, Rheuma oder Fuss-Fehlstellungen können unter Achillessehnen-Schmerzen leiden.
Die Achillessehne ist die stärkste und dickste Sehne des menschlichen Körpers. Sie überträgt die Kraft der Wadenmuskulatur auf den Fuss. So sind Bewegungen wie der Zehenstand, das Abspringen und das Laufen möglich. Obwohl die Achillessehne für grosse Belastungen ausgelegt ist, hat sie ein hohes Verletzungsrisiko. Stetige Belastungen verursachen in der Sehne kleinste Verletzungen (Mikrotraumen). Die Heilung solcher Verletzungen ist oft langwierig, da der Stoffwechsel und die Blutversorgung der Achillessehne stellenweise ungenügend sind. So können sich fortschreitend strukturelle, degenerative Schädigungen der Achillessehne entwickeln. Nach einigen Jahren kann die Sehne sogar reissen.
Die Symptome einer Achillodynie
Zu den Symptomen gehören Schmerzen bei Belastung (bspw. Zehenstand) oder bei passiver Dehnung, bei Finger-Druck auf die Sehne sowie die Rötung und eine Erwärmung der Haut auf der betroffenen Seite. Die ersten Beschwerden treten nach einer ungewohnt starken Belastung auf und gehen nach wenigen Tagen langsam ohne weiteres Zutun wieder zurück. Bei anhaltender, fortschreitender Achillodynie treten die Schmerzen schon während gemässigter Belastung auf. Die Sehne verdickt sich zunehmend und die Schmerzen kehren auch nach einer Ruhephase schnell zurück oder bleiben bestehen. Bewegungen und Sport sind nur unter Schmerzen möglich. Später können alltägliche Belastungen wie Treppensteigen oder Gehen nur unter starken Schmerzen oder gar nicht ausgeführt werden. In diesem Zustand kann die geschädigte Achillessehne ohne gezielte Therapie nahezu nicht mehr regenerieren.
Unterschiedliche Faktoren haben Einfluss auf die Entwicklung einer chronisch schmerzhaften Verdickung der Achillessehne
Sportliche Aktivitäten
- Ungewohnte Belastungen wie bspw. Laufen auf hartem oder unebenem Untergrund
- Ausgedehnte, intensive Trainingseinheiten mit Lauf- und Sprungbelastungen
- Zu kurze Regenerationsphasen
- Mit schlechtem, allgemeinem Trainingszustand steigt das Risiko einer Sportverletzung
Äussere Faktoren
- Falsches Schuhwerk beim Sport und im Alltag kann zu Fehlbelastungen des Fusses und einer Verkürzung der Achillessehne führen
- Rauchen verschlechtert den allgemeinen Stoffwechsel und kann die Regeneration von überlastetem Gewebe verzögern
- Kortison-Therapien können das Bindegewebe und Sehnen schädigen
Innere Faktoren
- Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die allgemeine Regenerationsfähigkeit ab und die Sehnen sind weniger belastbar
- Übergewicht führt zu einer chronischen Überbeanspruchung von Sehnen und Gelenken
- Fussfehlstellungen (bspw. Senkfuss oder Bänderschwäche in den Sprunggelenken) und verkürzte Sehnen sowie Muskeln überlasten die Achillessehne
- Stoffwechselerkrankungen, wie bspw. Rheuma, Gicht, erhöhte Harnsäure- und Blutfettwerte können Sehnen schädigen und weniger belastbar machen
Therapeutische Behandlungsmethoden von Achillodynie
Die Diagnose eine Achillodynie führt ein Facharzt für Orthopädie durch. Nach dem Anamnesegespräch folgt die körperliche Untersuchung. Neben der manuellen (händischen) Untersuchung können ggf. bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall eingesetzt werden. So kann ein Achillessehnen-Riss sicher ausgeschlossen (oder bestätigt) werden.
Die Therapie der Achillodynie ist in erster Linie konservativ – auf operative Massnahmen wird verzichtet. Der Therapieerfolg ist am grössten, wenn möglichst früh mit den Massnahmen begonnen wird. Im Vordergrund stehen die Schmerzlinderung und das Verzögern bzw. Aufhalten eines Fortschreitens der Achillodynie. Bei akuten Beschwerden ist die Schonung das Mittel der Wahl. Durch Vermeidung der auslösenden Belastungen (bspw. Laufen, Springen) werden die Achillessehnen geschont und die Schmerzen können abklingen.
Erste Massnahmen mit therapeutischen Hilfsmitteln
Der Facharzt kann Bandagen, Taping oder orthopädische Schuheinlagen verordnen, wie Tuli’s® X-BRACE und SISSEL® Kinesiology Tape. Schmerzstillende Medikamente (Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac) oder entzündungshemmende Salben können den Heilungsprozess unterstützen. In der akuten Phase, wenn die Schmerzen direkt nach dem Sport auftreten, lindert milde Kühlung der Achillessehne die Beschwerden. Hierfür sind Kühlkompressen, wie SISSEL® Pack oder SISSEL® Hot-Cold Pearl Pack vorgesehen. Wenn nach einigen Tagen der Schmerz vorüber ist, kann das Aufbringen von Wärme (bspw. SISSEL® Pack, SISSEL® Hot-Cold Pearl Pack oder heisse Rolle) die Durchblutung und damit den Heilungsprozess fördern.
Weiterführende Massnahmen
Wenn diese einfachen Methoden keine Linderung verschaffen, ist es Zeit, neben dem Orthopäden einen Physiotherapeuten einzubinden. Auf Anordnung des Arztes entwickelt der Physiotherapeut individuelle Übungsprogramme. Sehr wirkungsvoll ist das Einüben des exzentrischen Trainings. Es kann an jeder Treppenstufe, ohne weitere Gerätschaften durchgeführt werden. Diese zentrale Physiotherapie-Übung sollte 2x am Tag für bis zu drei Monate durchgeführt werden. An diesem Übungsbeispiel zeigt sich, wie langwierig Achillessehnen-Probleme sein können.
Zur ganzheitlichen Behandlung und auch zur Vorbeugung von Achillodynien sind zusätzliche Übungen notwendig. Ausgebildete Physiotherapeuten stellen ein individuelles Trainingsprogramm für die drei Bereiche Kräftigung, Koordination und Dehnung zusammen. Dieses Übungsprogramm soll idealerweise 3 bis 4x pro Woche durchgeführt werden, um die gewünschte Verbesserung zu erreichen. Den genauen Ablauf, die Übungsauswahl und die Schwerpunkte bestimmt der Physiotherapeut individuell.
Die drei Schwerpunkte für den Therapieerfolg: Kräftigung, Koordination und Dehnung
Kräftigung
Bei der Kräftigung steht die zentrale Übung „Wadenheben“ im Mittelpunkt. An einer Treppenstufe kann die Übung mit gestrecktem und mit gebeugtem Knie ausgeführt werden. Wichtig bei der Durchführung ist eine langsame Ausführung als exzentrisches und konzentrisches Training.
Koordination
Koordinationsübungen finden im Einbeinstand und barfuss statt. Als Standfläche dienen weiche, instabile Unterlagen wie bspw. SISSEL Balancefit Pad oder SISSEL Balancefit, für fortgeschrittene Nutzer bieten sich Geräte wie SISSEL® Balance Board oder SISSEL Balance Board Dynamic an.
Dehnung
Verkürzte Sehnen und Muskeln lassen sich durch gezielte Dehnübungen „entspannen“. Nach Anleitung können auf einer Gymnastikmatte (bspw. SISSEL Superior Mat oder SISSEL Gym Mat) mit einer Faszienrolle (bspw. SISSEL Myofascia Roller oder SISSEL Massage Roller) verschiedene Übungen zur Dehnung der Wadenmuskulatur und der Achillessehne durchgeführt werden.
Fazit
Einer Achillodynie kann vorgebeugt, sie kann vermieden und behandelt werden, wenn Betroffene auf die Signale ihres Körpers achten. Beschwerden sollten frühzeitig ernst genommen und die oben benannten Tipps beherzigt werden. Grundlegend sollte sich jeder Sporttreibende vor dem Training umfangreich aufwärmen, Überlastungen vermeiden und sich genügend Erholungszeit zwischen den Trainingseinheiten gönnen. Dann unterstützt Sport ein erfülltes, beschwerdefreies Leben und das Schicksal von Achilleus bleibt uns erspart.