Faszien sind eine bindegewebige, netzartige, elastische und zugleich reissfeste Zug-Spannungs-Struktur, die den gesamten Körper umhüllt, durchdringt und jeweils einzeln Muskeln, Knochen, Gefässe, Nerven und alle Organe in Beuteln und Septen umhüllt. Die Dicke der Faszien unterscheidet sich je nach Lokalisation und Belastung. Es gibt im Körper drei unterschiedliche Arten von Faszien:
- Oberflächliche Faszien
- Tiefliegende Faszien
- Viszerale Faszien
Aufgaben von Faszien
Die Aufgaben der Faszien werden erst in jüngster Zeit transparent und rücken vermehrt in den Fokus der Medizin, der Sportwissenschaften und der Körpertherapien. Faszien haben wichtige Aufgaben bei der muskulären Kraftübertragung, der körpereigenen Wahrnehmung, bei verschiedenen Arten von Weichteilschmerzen und in den Bereichen der Beweglichkeit, der Sprungkraft (Schnellkraft) und der Energieeffizienz in Bewegungen. Faszien stellen den Austausch und die Versorgung mit Nährstoffen sicher, sie dienen der Speicherung und Abgabe von Energie, sie sind elastisch und geschmeidig, zugleich haben sie hohe Spannkraft und Festigkeit. Faszien stellen ein ganzkörperliches Kommunikationssystem dar, das verbindet, zusammenhält und bestimmte Informationen austauscht. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der gesamten Bewegungskoordination (Propriozeption) sowie für die Immunabwehr.
Faszientraining – Nutzen
Das gezielte Faszientraining hat Ziele in unterschiedlichen Bereichen. Im Training können eine sportartbezogene Leistungssteigerung und eine Verbesserung der Regeneration erreicht werden. Therapeutisch können Problembereiche der Gesundheit (Nackenverspannungen, Rückenschmerzen, Knieprobleme) behandelt und eine deutliche Beschwerdelinderung erzielt werden. Faszientraining kann ebenso präventiv und zur Aktivierung des Immunsystems eingesetzt werden. Bei kontinuierlichem Faszientraining stellen sich Langzeiteffekte ein, wie ein verbesserter gesundheitlicher Allgemeinzustand, allgemeines Wohlbefinden, bessere Körperhaltung und Ausstrahlung, bei der Ausübung von Sportarten eine Verbesserung der Ausdauer, der Belastungstoleranz, der Beweglichkeit sowie ein geringeres Verletzungsrisiko.
Faszientraining soll als Teil, Baustein eines Gesamttherapie-Konzeptes begriffen werden und ist auf langfristige, regelmässige Anwendung ausgelegt, um hilfreich zu sein. Vorwiegend werden Arme, Beine und der Rücken mit einer Rolle «ausgerollt», um die o.g. Verklebungen zu lösen und das Zusammenwirken von Muskeln und Faszien anzuregen.
Faszien und Schmerzen
Die meisten Nerven des Körpers verlaufen im Bindegewebe und enden auch dort. Somit sind Faszien ein körperweites, empfindliches Wahrnehmungsorgan mit einem engmaschigen Netzwerk aus Nervenfasern und Nervenenden. Lang andauernde Schmerzen verändern den Gewebestoffwechsel der Faszien, die Verschiebbarkeit nimmt ab, die Faszien verkleben und der Tonus nimmt zu. Dies wiederum führt zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Nährstoffen, in der Folge steigen die Schmerzen – ein Teufelskreis ist in Gang gesetzt.
Ursache von Schmerzen und den in Folge verklebten und verhärteten Faszien sind im alltäglichen Arbeits- und Freizeitverhalten zu finden. Physischer und psychischer Stress (vermehrte Freisetzung des Botenstoffs TGF (Transforming Growth Factor) löst eine Kontraktion der Faszien aus und fördert auf Dauer Verklebungen, einseitige und damit mangelhafte Ernährung, ein Mangel an Bewegung und dauerhaft einseitige körperliche Belastung (bspw. Schonhaltungen durch Schmerzen) sind auslösende Faktoren für vermehrte Verklebungen der Faszien und in Folge vermehrte Schmerzen.
Die Reduktion der Faszienschmerzen ist durch bewusste und konsequente Umsetzung der folgenden Grundlagen möglich. An erster Stelle steht ausreichende Bewegung, um den Stoffwechsel und die verschiebende Bewegung der Faszien anzuregen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dehnung der Muskulatur, um körpereigene Prozesse zu aktivieren, die die Faszien geschmeidig machen und halten. Weiterhin tragen regelmässiges Sprungtraining (Trampolinspringen, Seilspringen) oder eine Variation des Gang- und/oder Laufstils mit federnden, geschwindigkeitsändernden Anteilen dazu bei, die Faszien zu beanspruchen und anzuregen. Nach Trainingseinheiten sind ausgedehnte Ruhe- und damit Regenerations- und Anpassungsphasen essenziell für die Bildung von Kollagen zur Stärkung der Faszien. Dazu kommen die schon benannten Punkte der ausgewogenen Ernährung, einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und der Reduktion von Stress.