Suche

Iontophorese – die Therapieform mit galvanischem Strom

Inkl. Expertentipps zur Anwendung mit CHATTANOOGA Therapiegeräten

Die Iontophorese ist eine beliebte Behandlungsmethode in der Schmerztherapie. Lesen Sie hier, bei welchen Beschwerden sich die Therapieform eignet und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu vorliegen. Im Interview mit dem Country Manager von enovis erfahren Sie ausserdem, wie die Iontophorese mit den CHATTANOOGA Therapiegeräten funktioniert.

Die Iontophorese ist Teil der Elektrotherapie. Die Behandlungsmethode nutzt schwachen elektrischen Gleichstrom (galvanischen Strom), um bestimmte Medikamente oder Substanzen durch die Haut in den Körper zu transportieren. Diese Arzneistoffe sind elektrisch geladen, wodurch sie sich im elektrischen Feld bewegen und die Haut durchqueren können. Häufig handelt es sich bei den verwendeten Wirkstoffen um Salben.

Bei welchen Beschwerden eignet sich Iontophorese?

Iontophorese eignet sich für die Behandlung von degenerativen Gelenkbeschwerden, beispielsweise bei Arthrose der Hand- und Fingergelenke, des Hüftgelenks oder des Kniegelenks. Die Therapieform kommt ausserdem zur Anwendung bei Muskel- und Sehnenschmerzen, beim Tennisarm (Tennisellenbogen), beim Karpaltunnelsyndrom, bei Schmerzen nach Operationen und bei rheumatischen Erkrankungen.

Wie bei allen Behandlungen mit elektrischem Strom, ist auch bei der Iontophorese eine gründliche Anamnese vorab notwendig. Bei einigen Grunderkrankungen empfiehlt sich die Behandlungsmethode nämlich nicht. Dazu zählen Herzprobleme, Durchblutungsstörungen, Neigung zu Blutungen, Thrombose, Tumore, offene, entzündete oder gereizte Haut, Entzündungen und fiebrige Infekte sowie Hormonspiralen.

Auch in der Dermatologie kommt die Iontophorese zum Einsatz. Dort wird sie häufig zur Behandlung von Hyperhidrose (übermässiges Schwitzen) genutzt.

Das sagt die Forschung

Die Behandlungsmethode wird seit Jahrzehnten in der Physiotherapie erfolgreich eingesetzt, auch wenn die Wirkung für viele Indikationen wissenschaftlich nur schwach belegt ist. Umfassende Meta-Analysen sind selten – auch weil sich die Studien teilweise schwer vergleichen lassen. In Untersuchungen zu konkreten Anwendungen lassen sich jedoch positive Effekte der Iontophorese aufzeigen.

Beispielsweise untersuchte ein Forschungsteam die Methode der Iontophorese bei Kniearthrose. Sie fanden eine positive Wirkung bei der Anwendung von Perskindol Active Classic Gel über die positive Elektrode1. Eine andere Studie fand vielversprechende Verbesserungen bei Nackenschmerzen nach der Magnesiumsulfat-Iontophorese2. Weitere Untersuchungen zeigen positive Effekte von Iontophorese bei einem Tennisellenbogen3 und beim Karpaltunnelsyndrom4.

 

Iontophorese mit den CHATTANOOGA Therapiegeräten

 

 

 

Tilman Blachut ist Country Manager Schweiz der enovis Gruppe, zu der u.a. die Marke CHATTANOOGA gehört, und erklärt im Interview, wie die Iontophorese mit dem Intelect Mobile 2 Combo Gerät und dem Intelect NEO Therapiesystem der Marke CHATTANOOGA funktioniert.

MEDiDOR: Herr Blachut, eignen sich die Geräte Intelect Mobile 2 Combo und Intelect NEO für die Iontophorese? Welches Programm wählt man dafür?

Tilman Blachut: Sowohl mit unserem Intelect Mobile 2 Combo Gerät als auch mit dem Intelect NEO Therapiesystem ist die Applikation der Iontophorese möglich. Das läuft jeweils über galvanischen Strom, also Gleichstrom. Beim Intelect Mobile 2 Combo Gerät wählen Sie die Stromform «Low Level Galvanic». Es handelt sich dabei um galvanischen Strom mit niedrigem Pegel. Die Intensität ist auf 4,0 mA begrenzt. Beim Intelect NEO Therapiesystem wählen Sie im System unter Elektrotherapie die Iontophorese aus. Eine ausführliche Anleitung für die Iontophorese mit dem Intelect NEO Therapiesystem finden Sie auf Seite 55 des Benutzerhandbuchs.

MEDiDOR: Wie wird die Anwendung vorbereitet?

Tilman Blachut: Grundsätzlich erfolgt die Iontophorese stets über galvanischen Strom und mit Hilfe von zwei schwarzen Karbonelektroden (Plus- und Minus-Pol). Diese platzieren Sie in den rechteckigen, gelben Schwämmchen, die dann mittels Straps auf dem Areal positioniert werden, wo das Medikament in das Gewebe eindringen soll. Beispielsweise werden die Elektroden am Oberarm lateral und medial platziert.

Kommt diese Behandlungsform häufig mit unterschiedlichen Medikamenten zum Einsatz, ist die Verwendung einer sogenannten Gaze (Einwegfilter) ideal. Der Wirkstoff wird auf die Gaze aufgetragen und dann unter dem gelben Schwämmchen auf der Haut befestigt. Dabei ist die mit Wirkstoff behandelte Seite nach unten ausgerichtet.

MEDiDOR: Gibt es bei dieser Therapieform etwas, das beachtet werden muss?

Tilman Blachut: Es ist wichtig, die Polarität des Medikaments zu berücksichtigen. Die Angaben finden Sie auf dem Beipackzettel. Ein positiv geladener Wirkstoff wird unter der positiven Elektrode aufgetragen und dann von Plus nach Minus diffundiert. In die umgekehrte Richtung verläuft es bei einem negativ geladenen Wirkstoff.

Die Iontophorese hat sich weltweit als besondere und effektive Form der Schmerztherapie etabliert, da der Schmerz gezielt dort behandelt werden kann, wo er am Körper auftritt. Zudem kann die orale Einnahme von Schmerzmitteln hierdurch reduziert werden, was der Flora im Magen- und Darmtrakt von chronischen Schmerzpatienten langfristig zugutekommt.

 

Literatur

  1. Dakowicz, A. et al. (2022). Evaluation of the Effectiveness of Iontophoresis with Perskindol Gel in Patients with Osteoarthritis of the Knee Joints. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(14). https://www.mdpi.com/1660-4601/19/14/8489
  2. Ibrahim, N. A. et al. (2021). Effect of magnesium sulfate iontophoresis on myofascial trigger points in the upper fibres of the trapezius. Journal of Taibah University Medical Sciences, 16(3). https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1658361221000068
  3. Da Luz, D. C. et al. (2019). Iontophoresis in lateral epicondylitis: a randomized, double-blind clinical trial. Journal of Shoulder and Elbow Surgery, 28(9). https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1058274619303556
  4. Huisstede, B. M. et al. (2018). Carpal Tunnel Syndrome: Effectiveness of Physical Therapy and Electrophysical Modalities. An Updated Systematic Review of Randomized Controlled Trials. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 99(8). https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0003999317310948