Neuroreflektorische Schmerztherapie mit Cryofos: umfangreiche physiologische Wirkungen
Die Neuroreflektorische Schmerztherapie, auch Kältereiztherapie genannt, ist eine natürliche Technik zur Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen. Arzt für Orthopädie und Chirurgie und Unfallarzt Dr. Peter Stehling erläutert seine Erfahrungen. Bei welchen Patienten er die Methode in seiner Praxis am meisten nutzt, was die Patientenreaktionen sind und wie einfach sich die Anwendung in die Praxisabläufe integrieren lässt, erfahren Sie im Beitrag.
Ein schon lange eingesetztes Verfahren der physikalischen Therapie ist die Kryotherapie, wobei sich die Wirkung von Kälte mittels Kühlpack bei Verletzungen oder Kältekammer bei Patienten mit akuten rheumatischen Erkrankungen zunutze gemacht wird. Im Gegensatz zur Behandlung mit Eis oder anderen kühlenden Verfahren wird bei der neuroreflektorischen Schmerztherapie das flüssige, hyperbare CO2 mittels einer Pistole gezielt als Trockeneis auf die zu behandelnde Körperregion gesprüht. Dadurch kann ein Thermoschock erzielt werden, bei dem die Haut innerhalb von ca. 30 Sekunden von rund 32°C auf 2-4°C herunterkühlt. Die induzierten neuro-reflektorischen Effekte werden in Verbindung mit dem erzeugten Druck und der Vibration potenziert und ziehen eine Reihe physiologischer Reaktionen nach sich, welche die Heilungsprozesse fördern und Schmerzen lindern können. Dr. Peter Stehling, Unfallarzt und Arzt für Orthopädie und Chirurgie aus Karlsruhe, verrät seine Erfahrungen mit dem Cryofos-Gerät.
Die Wirkmechanismen der Schmerztherapie mit dem Cryofos-Gerät
Man macht sich zunutze, dass Schmerz- und Temperaturempfindungen über die Sensoren der Haut auf dem Wege des lateralen Tractus spino-thalamicus zum Thalamus und zur Gehirnrinde geführt werden, wohingegen Informationen des Druck- und Tastsinns über den ventralen Tractus spino-thalamicus in die Gehirnrinde gelangen.
So Dr. Stehling. Im Moment des Thermoschocks kommt es so zu einem zentral ausgelösten Reflex. Wie bei der Eisbehandlung kommt es nach einer anfänglichen oberflächlichen Vasokonstriktion zu einer tiefen Vasodilatation. Dies ist durch eine «reguläre» Eisbehandlung nicht möglich. Dadurch wird ein Abtransport von Entzündungsmediatoren wie Histamin, Kininen, Prostaglandin und Serotonin ausgelöst, was wiederum zu einem schnellen Abbau von Ödemen und Hämatomen führt.
Die neuroreflektorische Schmerztherapie ist eine kausale Therapie zur Beseitigung der Schmerzursache und keine rein symptomatische Behandlung durch Kühlung. Denn innerhalb von wenigen Minuten wird die durch die Entzündung gestörte Gefäss-Permeabilität im Sinne der Aufhebung der Semipermeabilität normalisiert, womit eine physiologische Funktion der Rückresorption der Entzündungsmediatoren und deren Abtransport über das venöse System wiederhergestellt wird.
Indikationen und Kontraindikationen der neuroreflektorischen Schmerztherapie
Indikationen:
- Akute Sportverletzungen
- Hämatome
- Ödeme
- Prellungen und Zerrungen
- Bänderrisse
- Arthrose im Knie
- Muskelverspannungen
- Fersensporn
- Gonarthrose
- Entzündlich-rheumatische Prozesse
- Lumboischialgie
- Cervico-Brachialgie
- M. Sudeck Stadium I und II
- Postoperative Behandlung und Schmerzen
Kontraindikationen
- Kryoglobulinämie
- Raynaud-Syndrom
- Diabetische Gangrän
- Schleimhaut-Behandlung
- keine Behandlung an Schleimhäuten wie Mund, Nase, Auge, anal, vaginal sowie in offenen Wunden
- Kälteallergie
Nutzung bei Patienten im Praxisalltag
Die Patienten, ob Kinder oder Erwachsene, sind von dieser Therapie begeistert.
Betont Dr. Strehling, denn diese Art der Schmerztherapie ist schmerzfrei und naturheilkundlich. Er wendet Cryofos bei sämtlichen Patienten an, die unter Schmerzen leiden – sei es durch eine Verletzung, ein Ödem oder ein Hämatom, z.B. nach Zerrungen oder Distorsionen. Jedoch auch bei chronisch entzündlichen Reaktionen im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen oder Weichteil-Rheuma, bei Fersensporn und Achillodynie, bei Myalgien im Schulter-Nacken- oder LWS-Bereich, bei Epicondylitis, migräniformen Beschwerden, ebenso postoperativ nach Wundverschluss sowie im weiteren Verlauf.
Kälteverbrennungen können laut Strehling mit Cryofos so gut wie ausgeschlossen werden; das Gerät verfügt über einen Sicherheitsmechanismus mit rückgekoppelter Temperaturmessung und einer automatischen Abschaltung bei zu niedriger Temperatur.
Integration der Anwendung in die Praxisabläufe
Einerseits ist die kurze, aber effiziente Behandlungsdauer ein Vorteil für Strehling, denn der gesamte Zeitaufwand der Behandlung wird geringgehalten. Andererseits lässt sich Cryofos dank seiner Handhabbarkeit einfach in den Praxis- oder Klinikablauf integrieren. Das Gerät ist zudem sehr einfach in seiner Bedienung.
Wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung mit der neuroreflektorischen Schmerztherapie ist für Strehling die korrekte Anwendung. Sprich: Der Thermoschock muss erreicht werden, was über die rückgekoppelte Temperaturmessung kontrolliert wird.